Iris Rajanayagam und
Sandrine Micossé-Aikins
im Gespräch mit Danja Erni
In diesem Gespräch mit den zwei langjährigen Beirätinnen der KontextSchule geht es um Veränderungen, die wir in den letzten zehn Jahren im Feld der kritischen kulturellen politischen Bildung in Berlin beobachten konnten, um Akteur*innen und Kämpfe, die diese Veränderungen ermöglicht haben, aber auch um die Fragilität dieser Veränderungen, die Backlashes, mit denen wir uns in unserer Arbeit immer wieder konfrontiert sehen und darum, was uns dazu bewegt, trotzdem weiter zu machen.
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Danja Erni (DE): Das Gespräch heute habe ich mir eher als ein informelles Gespräch vorgestellt und weniger als ein klassisches Interview. Deshalb werde ich mich zwar an den Leitfragen orientieren, die ich euch im Vorfeld geschickt hatte, ansonsten aber schauen, wohin uns der Austausch führt. Was ich für den Einstieg gerne beibehalten würde, ist, eine Auslegeordnung mit euch zu machen: Einen gemeinsamen Rückblick auf ein Feld zu werfen, in dem wir eine Praxis teilen, die sich teilweise überschneidet und teilweise auch sehr unterscheidet. Ich nenne das Feld mal kritische kulturelle politische Bildung.
Wenn ihr zurückschaut auf die letzten zehn Jahre in diesem Feld – in Berlin und darüber hinaus – welche Veränderungen könnt ihr beobachten? Was sind Dinge, die sich vielleicht auch hartnäckig halten oder die sich sogar verschlechtert haben?
Ein konkretes Beispiel – ein wirklich kleines – das mir einfällt: Als ich 2014 den ersten Antrag für die KontextSchule geschrieben habe, wurde das Wort »diskriminierungskritisch« konsequent aus diesem Antrag rausgestrichen.
Sandrine Micossé-Aikins (SMA): (lacht).
DE: Wir haben darüber schon mal gesprochen …
SMA: Ja.
DE: Es war etwas, woran ich gemerkt habe, »Okay, das ist inzwischen nicht mehr so.« Aber was heißt das jetzt?
Iris Rajanayagam (IR): In den letzten zehn Jahren hat sich – zumindest in Berlin – schon einiges verändert, würde ich sagen. Aber nicht nur hier, ich habe bisher vor allem in Berlin Erfahrungen gesammelt. Der Fachbereich, in dem ich bei der bpb [Bundeszentrale für politische Bildung] arbeite, heißt Politische Bildung und plurale Demokratie und mein Schwerpunkt darin Dekolonialität, Intersektionalität, Diversität – so etwas hätte es, denke ich, vor zehn Jahren in der Form nicht gegeben. 2016 habe ich die von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa (damals noch Senat für kulturelle Angelegenheiten) geförderte Reihe Dekolonisierung in Kunst und visueller Kultur konzipiert und durchgeführt. Zu dem Zeitpunkt war das etwas ganz Neues, so im Sinne »Wow – was ist das?« Aber ich denke das war auch der Anfang von »Oh, vielleicht sollten wir uns doch mal mit dekolonialer Theorie auseinandersetzen, weil wir sonst irgendwie total hinten dranbleiben.« Mittlerweile ist es so, dass Intersektionalität, Dekolonialität, Diskriminierungskritik sehr breit Verwendung finden – ob es jetzt um Politik geht, oder um die Förderlandschaft hier in Deutschland, aber auch auf europäischer Ebene. Gerade deshalb muss man aber auch aufpassen. Diese Entwicklung ist ein guter, ein wichtiger Schritt, darin liegt großes Potential, aber gleichzeitig auch eine Gefahr. Und zwar, dass diese Begriffe und die Konzepte dahinter, auch die Genese, dass diese verkürzt rezipiert werden und dadurch viel verloren geht, missverstanden und fehlinterpretiert wird. Die Gefahr, dass es korrumpiert wird, dass die Konzepte entkontextualisiert werden und die politische Praxis, die diesen inhärent ist, ausgeblendet bzw. vernachlässigt wird.
SMA: Ich würde auf jeden Fall unterstreichen, was ihr beide gesagt habt: Das eine ist dieses Diskursive, dass es auf jeden Fall ein größeres Selbstverständnis gibt, über bestimmte Dinge zu reden. Es ist inzwischen möglich, mal »Rassismus« zu sagen oder »Diskriminierung«. Zumindest in einem bestimmten Umfeld, aber auch nicht überall. Es ist trotzdem ein bisschen eine Blase, das heißt, es gibt eine größer werdende kritische Masse von Menschen, die das Thema Antidiskriminierung auch im Kulturbetrieb wichtig finden und einfordern, aber eben auch noch viele, die sich darüber gar keine Gedanken machen möchten. In unserer Arbeit bei Diversity Arts Culture schauen wir ja vor allem auf die Kulturinstitutionen, und da – würde ich sagen – gibt es auf jeden Fall so einen Handlungsdruck. Das hast du auch schon erwähnt, Iris: Erstens gibt es Themen, die man machen muss, weil man sonst nicht up-to-date ist. Dann gibt es auch eine gesellschaftliche Erwartung, dass Institutionen sich auf eine bestimmte Weise aufstellen oder verändern. Und schließlich ist da eine große Angst vor Shitstorms …Was sich auf jeden Fall verändert hat, ist, dass es eine neue Generation von unterschiedlichen Menschen gibt, die von Diskriminierung betroffen sind, die jetzt mehr da sind, in den verschiedenen Feldern unterwegs sind. Auch als Professionelle, als Angestellte oder Freelancer. Ich nehme wahr, dass es viel mehr Leute gibt, die selber betroffen sind, und die diese Themen ernst nehmen und verstehen und das dann auch ansprechen. Dadurch entstehen größere Konfrontationen damit im Alltag – auch innerhalb von Institutionen. Deswegen gibt es auch mehr offene Konflikte, die jetzt sichtbar werden. Die waren vorher wahrscheinlich auch schon da, aber nicht so sichtbar. Diese drei Sachen führen dazu, dass wir jetzt darüber sprechen können. Aber ich sehe es genau so, dass ich manchmal nicht genau weiß, ob nicht einfach nur Begriffe ausgetauscht worden sind gegen neuere, die fancier und moderner sind. In der Praxis kommen Kulturinstitution aber immer noch ziemlich gut damit durch, eigentlich nichts anders zu machen. Die, die es machen, die wirklich ein Interesse haben an bestimmten Themen, sind meistens die mit den wenigsten Ressourcen. Gleichzeitig ist es weiterhin möglich, als große, also mit Millionen öffentlicher Gelder geförderte Kulturinstitution in Berlin, gar nichts zu verändern. Das geht auch. Da passiert jetzt nicht viel, außer vielleicht ein bisschen öffentliches Shaming, wenn mal etwas richtig schief geht und es z. B. einen Presseskandal gibt, wie beispielsweise bei der Volksbühne. Es gibt aber derzeit keine Mittel, Untätigkeit in diesem Bereich zu sanktionieren. Beides ist möglich, und des-wegen bin ich mir manchmal nicht sicher, inwiefern dieser Prozess nicht auch ganz schnell wieder zurückgerollt werden kann. Gerade in Zeiten wie jetzt, wo man so merkt: »Ja, es wird wieder eng, es gibt bald wieder kein Geld mehr«, stellt sich die Frage, ist es dann das Erste, was wieder eingestampft wird oder gehen wir damit weiter so nach vorne?
IR: Ja, genau. Da ist immer auch der Backlash, der dann kommt. Ob von Seiten der Politik oder Gesellschaft auf struktureller, in--stitutioneller oder auch alltäglicher Ebene. Es ist auch sehr wichtig zu erwähnen, dass diese ganze Entwicklung hin zum Positiven, dass diese ganzen Leute da sind, wo sie sind, ja auch auf jahrelangen Kämpfen basiert. Es ist jetzt nicht so, dass irgendjemand ganz oben irgendwann aufgewacht ist und dachte: »Oh, vielleicht sollten wir uns doch mal mit dem deutschen Kolonialismus auseinandersetzen – und zwar auch in Kulturinstitutionen«. Es bedarf einfach mehr als zu sagen: »Okay, jetzt haben wir aber irgendein Projekt zur Dekolonialität, oder wir haben ein Projekt zur Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus, oder wir haben einen intersektionalen Ansatz in diesem Projekt, oder wir haben diese und jene Person da«. Es bedarf einer strukturellen, einer grundlegenden Veränderung und das ist das, wo es dann oft stoppt und nicht weitergeht. Und das ist der Moment, wo dann viele gegen Wände stoßen – weil du kannst eine Person haben, die das Projekt macht, aber wenn alles drum herum gegen sie spricht, sie immer wieder gegen Hürden stößt, ist es dann auch schwierig.
DE: Ich fand grad sehr eindrücklich, wie ihr das so aufgefächert habt. Es hat mich an eine Frage erinnert, über die wir mal gesprochen haben, als du noch beim Projektfonds gearbeitet hast, Sandrine. So etwa: Inwiefern ist es für die strukturellen Veränderungen, die du angesprochen hast, Iris, hilfreich, Teil einer Institution zu sein? In meiner Erinnerung hattest du das damals als ambivalent beschrieben, Sandrine. So in der Art, dass mit der Anstellung an einer Institution auch eine Art Preisgabe der Möglichkeiten einher geht, die dir als Aktivistin zur Verfügung gestanden haben. Ich möchte diese Frage nochmals aufgreifen vor dem Hintergrund der von euch geschilderten Beobachtungen: Welche Handlungsspielräume für Veränderungen gewinnen, bzw. verlieren Aktivist*innen potenziell, wenn sie in die Institutionen gehen? Wenn sie z. B. nicht über ein Netzwerk verfügen, sondern möglicherweise sogar eher als Token instrumentalisiert werden, ihr symbolisches Kapital abgegriffen wird und sie damit eher noch als Argument für den Stillstand herhalten müssen. So im Sinne von: »Wir haben da jetzt unsere Quoten-Lesbe, jetzt kann uns keiner mehr Homofeindlichkeit nachsagen«. Wie habt ihr das erlebt? Und – wie hat sich das in eurer Wahrnehmung verändert? Ihr habt beide darauf hingewiesen, dass aufgrund von jahrelangen Kämpfen im Vergleich zu vor zehn Jahren inzwischen auch mehr Menschen mit Diskriminierungserfahrung in Positionen sind, die mit einem größeren Machtvolumen ausgestattet sind. Trotzdem haben Institutionen ja an sich – ich weiß gar nicht wie ich das beschreiben soll –, dass sie einer so die Energie wegfressen. Dass sie eine so aushungern können, weil sie Dinge endlos aussitzen können. Es ist eine unglaubliche Verlangsamung von Prozessen, die eine in die Handlungsunfähigkeit stürzen kann. Ein Tempo, wo die Dinge gar nicht, und wenn doch nur ganz langsam verändert werden können.
SMA: Ich fände das ja gar nicht so schlimm, wenn das langsam wäre. Viel schlimmer finde ich, wie schnell alles wieder rückgängig gemacht wird. Wir sehen das sogar bei uns, in dieser Institution, die ja total gewachsen ist. Wir sind inzwischen nur noch eine kleine Abteilung – eine von vielen. Und – je größer die Institution ist, desto schneller ist diese Rollback-Bewegung. Das ist so wie mit Magneten, die immer wieder automatisch an den gleichen Platz zurückfallen … Egal wie viel Energie man aufgewendet hat, die irgendwo anders hinzustemmen – die bleiben nicht da. Oder du musst permanent diese Energie weiter aufwenden, damit sie dann auch dableiben, weil es Kräfte gibt, die die ganze Zeit dagegen arbeiten. Und dann fällt alles wieder an seinen Platz zurück. Selbst in einer Organisation, die eigentlich neu ist. Die fällt trotzdem bald wieder in diese archetypischen Muster, wo immer alles schnell gehen muss, und man keine Ressourcen hat. Es sind dann immer dieselben Themen, die wieder hinten runterfallen; dieselben Leute, die sich tot arbeiten müssen für zu wenig Geld, während die anderen profitieren usw. Das frustriert mich vielmehr als die Langsamkeit. Ich habe gar nicht den Anspruch, dass das schnell gehen sollte. Im Gegenteil: Ich glaube es muss sogar langsam gehen, weil wir das selber noch gar nicht verstanden haben. Wir wissen ja noch gar nicht, wie es geht – also wie sich z. B. eine bestehende Institution tatsächlich nachhaltig diskriminierungskritisch verändern lässt. Also ich weiß nicht wie es geht, obwohl wir die ganze Zeit darüber sprechen. Ich habe so Ideen wie es sein, wie es gehen könnte; vor allem aber wie es nicht sein sollte. Aber wir sind ja an den meisten Stellen noch gar nicht wirklich an den Punkt gekommen, wo wir überhaupt mal ausprobieren könnten, wie es eigentlich gehen sollte oder könnte. Deswegen ist es eine Vision, der man so hinterherläuft, die aber noch gar nicht in the flesh gewesen ist. An so etwas kann man sich nur langsam annähern und auf dem Weg dahin immer merken, wo es dann wieder diese Fallstricke gibt. Eigentlich ist es verknüpft mit der Frage danach, wie das ist, aus einer Institution heraus zu arbeiten, im Vergleich dazu, von außen zu arbeiten. Ich finde das schon wichtig, mal in so etwas drin zu sein, weil man einfach viel versteht, was man von außen nicht verstehen kann. Warum bestimmte Sachen immer nicht funktionieren und wie die Logik von diesen Organisationen, wie ihre Verwaltung ist – das wird einem auf einmal so klar. Nichtsdestotrotz ist es behäbig – und ob das jetzt von drinnen oder von draußen leichter ist? Ich glaube, das geht nur mit so einer Mischung von drinnen und draußen. Wenn Leute quasi Hand in Hand drinnen und draußen auf das gleiche hin-wirken, nur dann kann das funktionieren. Wir können z. B. als Diversity Arts Culture gar nichts durchsetzen. Wir können nur Vorschläge machen, Sachen beobachten und freundlich darauf hinweisen. Wir haben keine Handlungsgewalt. Wenn aber von außen Leute etwas einfordern, dann kann das Realität werden. Das passiert auch schon. Deswegen habe ich schon das Gefühl – wenn ich jetzt optimistisch bin –, dass sich da gerade etwas nachhaltig verändert oder schon verändert hat. Aber wahrscheinlich ist es einfach noch zu früh. In zehn Jahren könnte ich wahrscheinlich sagen, ob es das jetzt war oder nicht. Aber im Augenblick weiß ich es einfach noch nicht so genau.
Jetzt, wo ich in so einer großen Institution bin, merke ich halt auch – »okay, es ist dieser ganze Verwaltungsapparat und diese Bürokratie, die einen hindert«. Aber gleichzeitig sind diese ja auch eingebettet in rassistische Strukturen, deswegen ist es ja auch nicht so bewusst. Das zu durchbrechen … das sind so Minibabyschritte.
Und nochmals zur Zeit: Ich glaube es braucht Zeit, damit überhaupt etwas vorangeht, auch langsam. Es braucht diesen Raum, wo dieser Austausch stattfinden kann, und wo man auch das Gefühl hat, es wird zugehört und es wird darüber nachgedacht. Der ist nicht immer da, weshalb das dann auch stoppt. Und dann habe ich auch immer dieses Gefühl – es ist sehr fragil. Es kann einem schnell wieder weggenommen werden.
IR: Dieses Gefühl haben, glaube ich, viele. Wenn wir darüber nachdenken – es gibt bspw. gerade viel Geld für Provenienzforschung, für Lern- und Erinnerungsorte, Kolonialismus … Auch auf Bundesebene und im Koalitionsvertrag wird die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus festgehalten. Das heißt, man kann sich jetzt darauf berufen, aber wir wissen nicht, wie es in vier Jahren sein wird. Und das ist auch immer wieder so – nichts scheint sicher zu sein, viele Errungenschaften wirken sehr fragil.
Deshalb teile ich dieses Gefühl, das du beschreibst, Sandrine: Was erreicht wurde, kann schnell auch wieder als unwichtig und irrelevant deklariert werden.
DE: Ist das auch, was du am Anfang gemeint hast, Iris, dass es eher wie Themen verhandelt wird? Also, dass es eigentlich nichts ist, was auf so einer strukturellen Ebene wahrgenommen oder gedacht wird, sondern eher so – das ist jetzt das Thema der Stunde und deshalb fließt da jetzt das Geld hin und sobald das nächste brisante Thema aufflammt, wird die Aufmerksamkeit dahin gehen und damit auch das Geld dorthin fließen?
IR: Genau. Und wie der Druck gerade so ist; wie die Stimmung ist. Da habe ich das Gefühl, haben wir dann doch sehr wenig Handlungsmacht. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir immer wieder auch im Kontakt sind mit dem Außen, weil es diese institutionelle Beschränkung da nicht gibt. Da ist mehr Handlungsspielraum, da sind mehr Handlungsmöglichkeiten. Wie du gemeint hast, Sandrine – als Bundeszentrale für politische Bildung kann ich mich natürlich nicht einfach hinstellen und sagen »Das und das will ich.« Aber wir können reagieren auf Forderungen. Wir können sagen: »Okay, das ist eine Bedarfsanalyse, das wird gebraucht.« Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Zivilgesellschaft weiterhin agiert. Gleichzeitig machen die das alle sehr prekär …oder sogar völlig unentgeltlich.
DE: Vielleicht nehmen wir das gleich zum Anlass für ein shout-out für Akteur*innen, die in den letzten zehn Jahren zu den Veränderungen beigetragen haben, die ihr jetzt beschrieben habt. Ich finde dieses rückblickende Referenzieren wichtig – gerade im Berliner Kontext habe ich den Eindruck, dass es viele wichtige Akteur*innen sind, von denen nicht wenige über weite Strecken prekär oder unentgeltlich gearbeitet haben. Darauf hast du ja eben nochmals hingewiesen, Iris. Zu diesen wichtigen Akteur*innen gehört natürlich auch ihr beiden. Lasst uns deshalb vorerst bei Euren Praxen bleiben – ihr habt das ja schon angedeutet: Inzwischen seid ihr an Institutionen tätig, davor habt ihr aber lange freiberuflich gearbeitet und wart als Aktivist*innen eher in diesem »Außen« aktiv, von dem wir gesprochen haben.
Das Kennenlernen Eurer Praxen ist für mich stark verknüpft mit dem Ankommen in Berlin und der Vernetzung mit kritischen Akteur*innen hier. Ein zentrales Moment war z. B. die Vernetzt euch!-Konferenz 2015, an der nebst dir, Sandrine, auch andere vom jetzigen Team von Diversity Arts Culture beteiligt waren – Bahareh Sharifi etwa und Lisa Scheibner. Die Konferenz war auch deshalb prägend, weil ich fand, dass ihr euren intersektionalen Anspruch auch umgesetzt habt.
Ich erinnere mich nicht mehr genau, meine aber, dass der Vernetzt euch!-Konferenz die Intervention Mind the Trap vorausgegangen ist. Jedenfalls habe ich diese Aktion am Deutschen Theater auch als eine Art Schlüsselmoment in Erinnerung, die für die Vernetzung und Sichtbarkeit kritischer Kulturarbeiter*innen in Berlin impulsgebend war. Und auch hier waren die Initiant*innen mehrheitlich BI_PoC.
Eine andere für mich einprägsame Erfahrung war die Tagung Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten , an der du aktiv beteiligt warst, Iris. Einige der Akteur*innen, die auf dieser Tagung vertreten waren, haben in meiner Wahrnehmung die Kämpfe entscheidend vorangetrieben, die zu den von euch beschriebenen Veränderungen in Berlin geführt haben. Manche von ihnen haben die KontextSchule als Beirät*innen in den letzten Jahren begleitet und unterstützt – z. B. Isidora Randjelović vom RomaniPhen, mit der du, Iris, u. a. im Forschungsprojekt Verwobene Geschichte*n – geteilte Erinnerungen zusammengearbeitet hast. Daraus ist die – gerade für Schulakteur*innen aus meiner Sicht super wichtige – Ausstellung Schule zieht Grenzen – wir ziehen nicht mit! entstanden, zu der du mit uns im Rahmen der KontextSchule auch gearbeitet hast. Aber auch Saraya Gomis war an der Tagung dabei und hat das King-Code Projekt und die Black Diaspora School bei EOTO vorgestellt. Beide Projekte halte ich für den Kontext Schule, bzw. dafür, wie empowernd gelernt werden kann, für wegweisend.
Auf einer anderen Ebene setzte die Studie von Citizens for Europe zur Diversifizierung des Berliner Kulturbetriebs einen wesentlichen Impuls. Dabei geht es um den Zusammenhang von Sichtbarkeit und Repräsentation – im Sinne von »wenn es zu etwas keine Daten gibt, schreibt es sich auch nicht in Statistiken ein und wird damit unsichtbar gemacht.«
SMA: Das [Beispiel von Citizens für Europe] ist ein relativ rezentes Beispiel. Ein anderes wäre das LADG [Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz] und alle, die daran mitgewirkt haben, dass es das jetzt gibt. Mit allen seinen flaws [Mängeln]. Was es dann tatsächlich kann und was nicht, wird sich herausstellen. Für uns sind diese gesetzlichen Grundlagen total wichtig – das ist einer der wenigen Druckpunkte, die wir haben. Etwas, das wir immer sagen können ist: »Es gibt ja dieses und jenes Gesetz und eigentlich müsstet ihr dies und das«. Das ist das einzige, wo sich Institutionen manchmal ein bisschen bewegen – also gerade die, die es nicht wollen. Die sagen dann: »Okay, dann richten wir jetzt halt so eine Stelle ein, weil irgendwo steht, dass wir das müssen – sonst werden wir noch verklagt«. Das sind grundlegende Sachen, an denen viele verschiedene Leute mitgewirkt haben, auf denen man wieder aufbauen kann. Gerade im Kulturbereich gab es ja schon vor Jahrzehnten in der Schwarzen Community Proteste gegen die Verwendung von bestimmten Stilmitteln und dem N-Wort im Theater u. a. Ohne diese würden wir jetzt gar nicht hier sitzen. Das alles hat es schon einmal gegeben – ohne, dass ich jetzt ganz konkret eine Person benennen kann, die immer überall mit dabei gewesen ist. Aber um einmal ein paar Beispiele zu nennen.
IR: Ja, so Beispiele aufzuzählen finde ich auch schwierig. Es gibt so viele. Klar, du hast jetzt ein paar genannt, aber ich glaube, es ist insgesamt eine Bewegung, die auch die Diskurse beeinflusst hat, so dass wir auf einer Diskursebene eigentlich an einem Punkt sind, wo man sagen müsste: »Okay, wir sind jetzt da, jetzt können wir nicht mehr zurück.« Man könnte davon ausgehen, dass ein bestimmter Konsens eigentlich mittlerweile gesetzt sei... Und ich denke schon, dass die ganzen Akteur*innen dazu beigetragen haben, dass der Diskurs sich insgesamt verändert hat und in eine bestimmte Richtung gegangen ist, wo es eigentlich Konsens sein sollte, dass das N-Wort nicht mehr verwendet wird. Aber das ist es leider teilweise tatsächlich immer noch nicht. Zumindest wird inzwischen verstanden, dass es ein Problem ist. Und dass Leute wie Julia Wissert in Dortmund das Schauspiel leiten, das verändert auch viel. Obwohl es da jetzt auch nochmal einen Backlash gab.
SMA: Ja, da gibt es auch gerade so einen Backlash.
IR: Das zeigt halt, dass immer dann, wenn sich etwas verändert, ein Backlash kommt und alles wieder destabilisiert wird.
SMA: Ja. Es ist auch die Frage, warum passiert so etwas dann überhaupt? Es kommt auch immer alles in so einem schönen Mäntelchen daher. Ich habe das Gefühl, dass wenn Leute an bestimmte Positionen gelangen, dann ist es eigentlich schon von vornherein … zum Scheitern verurteilt.
IR: Ich bin gespannt wie das jetzt beim HKW [Haus der Kulturen der Welt] laufen wird. Ich teile das Gefühl, dass man ab einem bestimmten Macht- oder Sichtbarkeitslevel einem extremen Druck ausgesetzt ist. Personen in diesen Positionen müssen sehr viel aushalten und stehen stark in der Beobachtung. Hier stand zu halten und ob der Vielzahl an Hürden und brick walls [Mauern], wie es Sara Ahmed nennt, nicht zu zerbrechen und aufzugeben... Wir sehen wie schwer es viele Personen in diesen genannten Funktionen oft haben, insbesondere, da sie häufig sehr alleine und isoliert agieren müssen. Da weiß ich manchmal tatsächlich gar nicht, ob das ein Schritt nach vorne ist, weil es auch sein kann, dass der Backlash und das vermeintliche Scheitern dann dazu führt, dass erstmal ganz lange gar nichts mehr passieren kann, weil dann immer wieder auf dieses Scheitern verwiesen werden kann.
SMA: Wenn du dir das mal anschaust: Wie viele Schwarze, also BI_PoC hat es denn in hohen Positionen gegeben, die am Ende nicht mit einem krassen Drama richtig tief gefallen sind? Zum Beispiel, wie Enwezor gegangen ist. Der ist am Ende in Unehren von seinem Posten gegangen und an Krebs gestorben. Da war eine Person, die so eine Institution mal kurz geleitet hat und dann …Oder bei Philippa [Ebéné] von der Werkstatt [der Kulturen] war es auch so, dass es eine ziemlich unwürdige Absetzung war, die man so sonst Leiter*innen von Kulturinstitutionen selbst dann nicht zumutet, wenn sie sich des Machtmissbrauchs schuldig gemacht haben. Mir fällt sonst niemand ein – bis auf Leute, die noch da sind. Jemand der in Ehren und Würde gehen konnte … ohne dass das zu so einem tiefen Fall geführt hat.
DE: Kannst du nochmal den ersten Namen sagen?
SMA: Okwui Enwezor. Der die Documenta11 geleitet hat? Also einer der wenigen Schwarzen sehr bekannten Kurator*innen. Der war, glaube ich, auch Politikwissenschaftler und seine Documenta war sehr bekannt dafür, dass sie diese ganzen postkolonialen Themen zum ersten Mal ausgebreitet hat. Das war der erste Schwarze Kurator einer Documenta. Der hat dann noch kurzzeitig in einer leitenden Position im Münchner Haus der Kunst gearbeitet. Dort ist er aber am Ende mehr oder weniger rausgemobbt worden. Da war er schon krebskrank und ist kurz darauf gestorben. Es war total tragisch … Ich fand das aber ein wichtiges Beispiel für eine Person, die es geschafft hatte; die auch international sehr renommiert war. Er war jetzt keiner, der sich solidarisiert hat mit ›den Verdammten dieser Erde‹. Er war auch nicht connected mit der Schwarzen Community in Berlin oder in Deutschland. Deswegen war er dann auch in dem Moment alleine, also ohne Support der Black Community, als es darauf angekommen wäre. Es hat auch keiner mitbekommen, außer man ist halt in diesem Kunstdingens da drin.
Deswegen habe ich Respekt vor – oder misstraue auch – diesen Erfolgsgeschichten von einzelnen Leuten, die auf höhere Positionen kommen. Weil ich das Gefühl habe, dass das oft gar nicht so viel bringt und sehr, sehr viele Fallstricke beinhaltet und sehr hohe Kosten mit sich bringt für die einzelnen Personen, die dafür herhalten müssen. Da warte ich noch auf ein Beispiel, wo ich sehen kann, wie es anders läuft. Aber bisher …
IR: Ja, es gibt viele Beispiele dafür.
SMA: Ja.
IR: Ich glaube, dass Sachen rausgepickt werden, die verdaulich sind oder bestimmte Dinge, Konzepte, Theorien verdaulich gemacht werden. Wenn dann aber eine Person da hingesetzt wird, die das dann in der Ganzheit versucht umzusetzen, dann ist das ein Problem. Wenn wir z. B. von diesem Lern- und Erinnerungsort Kolonialismus ausgehen. Dann ist es so, dass Dekolonialität viel, viel mehr ist als einfach zu sagen: »Ja, okay, es gab Kolonialismus. Wir setzen uns damit auseinander und dann gibt es so einen Ort und der ist vielleicht auch irgendwie dezentral usw. Aber es muss dann auch einen Endpunkt geben, an dem gesagt werden kann: ›Jetzt sind wir fertig mit der Aufarbeitung und können uns anderen Dingen zuwenden‹. Dass es darum aber nicht geht und Dekolonialität ein kontinuierlicher Prozess ist, der sehr viel mehr bedeutet und beinhaltet als ein in sich abgeschlossenes Projekt mit einem Anfangs- und Endpunkt – das wird dann nicht mit bedacht. Und es soll auch gar nicht bedacht werden, weil »what that would imply« … ist unheimlich groß und hat teilweise ganz grundsätzliche Veränderungen zur Folge, die nicht unbedingt so gewollt sind.
SMA: Man kann so den Ansprüchen gar nicht gerecht werden. Wenn irgendwas schief geht, dann ist es halt schief gegangen, weil du da bist, und weil die Person Schwarz ist. Das ist dann das Problem. Ein aktuelles Beispiel dafür, auf das Iris auch schon hingewiesen hat, ist Julia Wissert, bei ihr ist das jetzt gerade so. Der Vorwurf lautet, dass ihr das Publikum davonlaufe, wegen des Programms, das sie macht. Dabei macht Julia Wissert keine total radikalen, neuen Sachen oder spielt ganz andere Stücke, von denen noch nie jemand etwas gehört hat, wo man jetzt sagen würde, »das ist ein ganz neuer Kanon, den kennen die Theatergänger*innen nicht«. Das ist ja immer noch das bekannte Repertoire, aber eben mit anderen Menschen auf der Bühne und mit einer anderen Perspektive auf diese Geschichten. Vielleicht mit einer anderen Auslegung. Es ist ja noch nicht mal so radikal, wie es vielleicht sein könnte. Und selbst das wird schon krass torpediert. Es ist total absurd. Wir sind an einem Punkt, wo es viele solche Personen gibt. Ein weiteres Beispiel, das Iris schon genannt hat, ist die Neu-besetzung der Intendanz des HKW [Haus der Kulturen der Welt], wo man beobachten müsste, was jetzt passiert damit und wie es dann in zehn Jahren ist: Sind die dann noch da oder sind die alle weg? Oder in zwei Jahren.
IR: ›Fallen from grace< … Ja, oder in zwei Jahren. Genau. Es muss gar nicht zehn Jahre sein.
DE: Mir fällt dazu die Studie WdK Makes A Difference von Nana Adusei-Poku ein und ihr Text »Alle müssen alles lernen oder: emotionale Arbeit« . Die Studie bezieht sich zwar auf Kunsthochschulen und auch eure Beispiele waren jetzt eher auf Kulturinstitutionen bezogen, beim Zuhören musste ich aber immer wieder auch an die Institution Schule denken. Und obwohl Schule ein spezifischer Organismus ist, lassen sich einige der besprochenen institutionellen Logiken auch übertragen. Welche Veränderungen, aber auch welche Persistenzen und Backlashes lassen sich an Schulen beobachten. Ihr habt seit 2016 als Beirätinnen die KontextSchule begleitet. Welche spontanen Assoziationen habt ihr zur Fortbildung?
SMA: Ich habe die Fortbildung tatsächlich nicht nah erlebt.
IR: Ich glaube, ich auch nicht.
SMA: Ich war einmal in der Jury dabei und dann noch einmal bei so einem Assessment-Workshop.
DE: Als Critical Friend bei der Besprechung von Vor-haben der beteiligten Künstler*innen und Lehrpersonen, genau.
SMA: Ich erinnere mich auf jeden Fall daran, dass es eine Veränderung gegeben hatte im Vergleich zu diesem allerersten Mal, als ich in der Jury saß. Es waren andere Leute dabei und es war auch eine andere Stimmung. Ich hatte das Gefühl, es gab eine andere Form von Zusammenarbeit – ein gemeinsames Verständnis darüber, wo das jetzt hingehen soll. Es war auch das einzige Mal, dass ich Ergebnisse gesehen habe, oder zumindest Ideen, die in der KontextSchule entstanden sind. Ich kann mich aber ehrlich gesagt nicht mehr so genau daran erinnern. Es ist auch schon drei Jahre oder sogar länger her.
DE: Ihr wart ja auch nicht richtig nah dran, eher so als Allies, die uns als Fortbildungsverantwortliche in den Prozessen immer wieder begleitet haben. Deshalb geht meine Frage auch eher in die Richtung: was habt ihr überhaupt wahrgenommen, was hat sich euch vermittelt in der Zeit, und was habt ihr – zum Beispiel hinsichtlich der Frage nach Veränderungen, Persistenzen und Backlashes – vielleicht doch bemerkt?
IR: Ich war auch einmal bei einer Jury dabei. Und einmal habe ich einen Vortrag gehalten oder etwas in der Art, wo sich die Projekte auch vorgestellt haben.
Aber was mir tatsächlich als erstes in Erinnerung kommt ist, dass es einfach auch viele Hürden gab. Also dass die KontextSchule immer am Kämpfen war, was für mich auch symptomatisch ist. Dafür, was wir jetzt alles gerade besprochen haben. Ich weiß nicht mehr genau im Detail was war, aber es war immer wieder die Frage: Gibt es die KontextSchule weiter? Gibt es die Förderung weiter? Wird das irgendwie als relevant gesehen oder nicht? Und das … finde ich interessant, dass mir vor allem das in Erinnerung bleibt.
DE: Ja das stimmt. Ich glaube das ist auch einer der prägendsten Momente in Bezug auf eure Beiratstätigkeit, dass es eigentlich meistens darum ging, irgendeine Krise zu bewältigen.
SMA: Bitte, bitte vorbeikommen!
DE: (lacht). Das war – leider – auch wirklich mit die Hauptfunktion des Beirats: immer wieder »Tatütata – kommt wieder helfen das Feuer zu löschen!«
SMA: Aber für solche Fälle ist ein Beirat ja auch da.
DE: Na ja … ihr wurdet tatsächlich sehr oft strapaziert … Aber es ist ein wichtiger Teil der Geschichte der Kontext-Schule, dass sie immer wieder zu kämpfen hatte. Dass es auch immer wieder um das grundsätzliche Fortbestehen ging. Das hat unglaublich viele Ressourcen gebunden und uns immer wieder auch davon abgehalten, uns auf Inhalte zu konzentrieren. Wenn ich so an Rückmeldungen der Teilnehmenden denke, dann hat sich diese Unruhe auch in jeder Fortbildungsrunde auf sie übertragen. Gerade bei einer Auseinandersetzung zu Diskriminierungskritik, wo so etwas wie ein brave space nötig wäre … der hat auch deshalb oft gefehlt, weil wir uns als Fortbildungsverantwortliche an vielen Fronten gleichzeitig aufgerieben haben.
Ich versuche die Frage noch mal in eine andere Richtung zu drehen: Was für Anliegen verbindet ihr mit der KontextSchule? Auch vor dem Hintergrund, dass die Fortbildung jetzt weitergeht. Was habt ihr für Anliegen an so ein Programm, das Leute zwischen Kunst und Bildung im Kontext Schule diskriminierungskritisch fortbildet?
IR: Aus meiner Sicht ist das total wichtig. Die Schnittstelle oder die Verbindung von kultureller und politischer Bildung, und dann im Kontext Schule und mit einem diskriminierungskritischen Ansatz – da ist einfach ein super hoher Bedarf. Ich fand den Ansatz und die Idee dahinter total gut und wichtig. Und damals war das – zumindest im Berliner Kontext – auch etwas Innovatives. Deswegen habe ich zugesagt. Es war mir ein Anliegen, das zu unterstützen.
SMA: Lange war kulturelle Bildung auch nicht so richtig politische Bildung. Das hat sich ja jetzt auch verändert, dass es auch Teil davon sein muss, und dass es da Schnittstellen gibt. Aber damals, also vor zehn Jahren, war das ja auch noch so ein Thema: wie das überhaupt zusammen denken?
DE: Vielleicht bleiben wir da kurz. Das würde mich interessieren: inwiefern sich in eurer Wahrnehmung diese Schnittstelle verändert hat? Weil ich finde das auch, dass sich das wirklich in den letzten paar Jahren stark verändert hat.
IR: Vielleicht kannst du dazu mehr sagen, weil du da mehr an der Quelle sitzt. Meine Wahrnehmung ist, dass das auch Teil von politischer Bildung geworden ist. Und auch so anerkannt wird. Das hat sich, glaube ich, schon verändert.
SMA: Ja, oder umgekehrt. Zu dem Zeitpunkt, als ich in den Beirat gekommen bin, war ich noch beim Projektfonds Kulturelle Bildung. Da hat das angefangen, dass man so Fragen stellte, wie und warum das eigentlich immer so läuft in der kulturellen Bildung: dass bestimmte – meistens erwachsene, weiße, able-bodied usw. – Leute dann für andere Leute irgendwelche Sachen machen, damit sie auch mal teilhaben können an Kunst. Was ja an sich nicht unbedingt falsch ist, Leuten Zugang zu künstlerischer Praxis zu ermöglichen. Aber es war eine ganz klare Hierarchie, und es war auch so ein bisschen – böse gesagt – so eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen, die oft prekär leben und arbeiten. Man konnte sich dann aber schon die Frage stellen: Wo und wie entwickelt man eigentlich so eine Praxis an der Schnittstelle zu Bildung? Woher sollen Künstler*innen das eigentlich können? Und muss das alles so autodidaktisch erarbeitet werden? Deswegen fand ich das total interessant, diese Kompetenzen zusammenzubringen. Von Leuten, die tatsächlich aus der Bildung kommen und Leuten, die Künstler*innen sind oder in der Kunst arbeiten. Und das dann auch noch diskriminierungskritisch zu machen, das war ja das, was zu dem Zeitpunkt gerade anfing. Darüber bin ich überhaupt erst zum Projektfonds gekommen. Weil jemand mal dachte »Das wäre vielleicht ganz gut, wenn es auch mal anders laufen würde.« Ich kriege das jetzt nur noch als Nachbarin mit, was beim Projektfonds passiert – ich bin ja gar nicht mehr dabei – dass da jetzt durch eine bestimmte Veränderung der Förderung versucht wird, Mittel hin zu den Leuten zu verschieben, die zuvor immer nur als Adressat*innen von diesen Angeboten galten. Diese jetzt auch als Konzipierende und Ausrichtende von Veranstaltungen für sich und für andere zu denken. Da ist in den letzten fünf, sechs Jahren total viel passiert: Dass Leute endlich mal selber zum Zug gekommen sind – alleine schon dadurch, dass sie jetzt Anträge schreiben können. Und durch so eine Förderung in dieses Antragsnetzwerk reinzukommen, mal zu sehen, dass man auch selber was machen kann und nicht immer darauf angewiesen ist, zu warten, dass einem irgendwer etwas anbietet, was dann vielleicht nicht so richtig passt. Die KontextSchule ist sozusagen die Verkörperung von der Schnittstelle zwischen diesen drei Dingen, die total gefehlt haben. Es ist aber eher so, dass wir noch immer ganz viele von diesen Fragen haben. Was soll eigentlich kulturelle Bildung? Was ist eigentlich das Ziel von kultureller Bildung? Darf es darum gehen, dass auch Menschen mit weniger Privilegien ganz konkrete Benefits vom Zugang zu Kunst, Kultur und künstlerischer Praxis haben?
IR: Ja, und vielleicht auch so eine Anerkennung von Kunst, künstlerischer Praxis und Kultur als Medium, um Wissen zu vermitteln, also Bildung. Dass das auch eine Form von Wissen ist, die legitim ist und validiert sein muss. Das geht ja auch sehr einher mit einem dekolonialen Ansatz zu sagen »Das sind auch legitime Formen von validiertem Wissen, das weitergegeben werden muss.« Und dann natürlich mit dem diskriminierungskritischen Ansatz. Ich glaube, das ist etwas, was auch langsam immer mehr ankommt. Dass wir Anträge haben, die man jetzt erstmal nur in die kulturelle Bildung stecken könnte, wenn man wollte. Aber das dann auch als politische Bildung, als Format oder Methode der politischen Bildung anzusehen.
DE: Mir ist z. B. in der Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung ein wachsendes Desiderat dafür aufgefallen, dass es künstlerische Formate gibt, die zusammengedacht werden mit politischer Bildung. Und umgekehrt, dass die kulturelle Bildung stärker politische Bildung mit einbezieht. Dass sich das in den letzten paar Jahren verändert hat. Aber aus meiner Sicht gibt es weiterhin wenig Praxis an dieser Schnittstelle...was du vorher gemeint hast, Sandrine, dass es zum Zeitpunkt, als die KontextSchule losging, nicht wirklich ein Angebot an dieser Schnittstelle gab. Dazu muss ich sagen, dass die KontextSchule ja nicht erst gegründet wurde, als ich die Projektverantwortung übernahm. Die gab es ja schon vorher. Aber als ich anfing, wurde da tatsächlich dieser Shift vorgenommen: Dass es einen stärkeren Fokus auf Diskriminierungskritik gab, und – als Aïcha [Diallo] ab 2016 die Fortbildung mitverantwortet hat – auch auf Empowerment. Es ging immer mehr auch darum, die Frage nach Intersektionalität in den Blick zu nehmen, der wir, glaube ich, nie so richtig gerecht geworden sind. Aber wir haben es versucht, im Sinne von: Es war auf unserem Schirm. Und damals war das tatsächlich auch auf eine Art neu. Nur – das Feld hat sich ja, wie ihr auch beschrieben habt, inzwischen verändert und deshalb würde ich gerne an die Frage anknüpfen: wenn es jetzt weitergeht mit der KontextSchule – was müsste aus eurer Perspektive für so eine Fortbildung vielleicht geschärft oder stärker mitbedacht werden? Vor dem Hintergrund dieser Veränderung, die ihr beschrieben habt – was müsste so eine Fortbildung auf dem Schirm haben?
SMA: Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob ich das beantworten kann, Danja. Dazu habe ich, glaube ich, zu wenig Einblick. Vor dem Ist-Zustand, wie er jetzt am Ende gewesen ist, würde ich mir, wenn es jetzt weitergeht, auf jeden Fall eine bessere Finanzierung wünschen. Und eine größere strukturelle Sicherheit für das Ganze. Weil das war ja auch wahnsinnig ressourcen- und kräftebindend für alle. Der Beirat hätte auch andere Dinge für euch tun können, wenn wir weniger zur Unterstützung in Krisen hätten agieren müssen. Und ihr hättet auch ganz anders arbeiten können, wenn ihr nicht die ganze Zeit mit diesem politischen Firlefanz beschäftigt gewesen wärt und damit, euch da irgendwie über Wasser zu halten.
Es war ja für euch als Ausrichtende teilweise auch ziemlich prekär, wenn ich mich jetzt nicht falsch erinnere …
IR: Ja, den Eindruck hatte ich auch. Ich müsste tatsächlich genauer wissen, wie der Ist-Zustand ist, um sagen zu können: das müsste verändert werden. Leider habe ich da zu wenig Einblick und auch zu wenig Erinnerung.
DE: Bei der Frage geht es auch weniger konkret um das Programm der KontextSchule, sondern eher um diese Schnittstelle künstlerische und politische Bildung, auch im Hinblick auf Schule, wo ihr so den Eindruck habt, vor dem Hintergrund dessen, was wir besprochen haben, den Veränderungen, die ihr wahrnehmt. Also, weil du, Iris, vorher gemeint hast, dass der Ansatz zu dem Zeitpunkt innovativ war, sich die Dinge aber inzwischen verändert haben: Wie müsste so eine Fortbildung, wenn sie mit der Zeit geht, ihre Schwerpunkte aus eurer Sicht verändern. Was sind aktuell Aufgaben für so eine Fortbildung an der Schnittstelle künstlerische, politische Bildung und für den Kontext Schule?
SMA: Es fällt mir wahnsinnig schwer.
IR: Ja, es fällt mir auch schwer. Im Prinzip hast du das ja gesagt: es muss ein diskriminierungskritischer, intersektionaler Ansatz da sein. Und das muss sich natürlich auch in der Zusammensetzung der Beteiligten niederschlagen und in den Themen, etc. Und ich glaube, auch eine Verstetigung wäre gut, also vor allem für den Kontext Schule, dass man sagt: »Okay, das ist jetzt irgendwie nicht nur so ein Ding, was dann wieder weggeht, sondern es wird verstetigt und ist vielleicht irgendwann sogar Teil von einem Curriculum oder etwas in der Art.« Das ist jetzt so Wunschdenken, aber so etwas vielleicht? Aber da geht es jetzt weniger um Inhalte oder Ansätze, sondern eher um Struktur. Wenn man das verankern könnte und sagen würde, das ist jetzt fest drin.
DE: Dass es entweder Teil von einer Ausbildung wäre, oder dass diese Inhalte z. B. stärker in die Ausbildung von Lehrpersonen einfließen würden? Ich habe kürzlich mit einer angehenden Kunstpädagogin gesprochen, die gerade im Referendariat ist und mir ist dadurch wieder klar geworden, wie wenig selbstverständlich diese Inhalte in der Ausbildung von Lehrkräften weiterhin ist. Wie uninformiert hinsichtlich der Sensibilisierung für Diskriminierungen die Verantwortlichen weiterhin sind und wie wenig Unterstützung – gerade diskriminierungsefahrene Referendar*innen – erhalten …Und das spiegelt sich tatsächlich auch in unserer Erfahrung mit dem Bildungssenat wider: Wie oft haben wir – als prekär beschäftigte Projektverantwortliche – den Beamt*innen gratis Fortbildung in Sachen Diskriminierungskritik gegeben, die dann über unser professionelles Fortbestehen entschieden haben.
Ich möchte das Gespräch mit der Frage danach abschließen, was euch bewegt: Wenn ihr nochmal auf die besprochenen zehn Jahre zurückblickt – worüber freut ihr euch? Vielleicht auch, was hat eure Praxis seither erleichtert? Woraus gewinnt ihr Motivation weiterzumachen?
SMA: You go first.
IR: Was freut mich? Es freut mich schon – wie gesagt, mit aller Vorsicht, die geboten ist – dass jetzt Mittel zur Verfügung gestellt werden und auch tatsächlich genutzt werden für bestimmte Projekte. Dass Vereine es schaffen, eine nachhaltige Arbeit zu gestalten aufgrund der Ressourcen, die ihnen gegeben werden, was früher nicht der Fall war. Das gilt zumindest für Berlin, ich rede jetzt immer für Berlin, vielleicht noch Hamburg. In anderen Bundesländern ist es zum Teil nochmal ganz anders. Dass dadurch bestimmte Arbeit ermöglicht wird, dass Leute dann die Entlohnung erhalten, die ihnen zusteht usw. Das freut mich schon. Und von meinem vorherigen Leben die Erfahrung zu machen, mit so etwas wie xart splitta, dass da mittlerweile ein gut ausgestattetes Backup da ist, ist auch eine schöne Erfahrung; und natürlich die Resonanzen, die dann kommen, nicht zuletzt von den oftmals marginalisierten Communities, denen man jeweils auch zugehörig ist. Das macht Mut weiter zu machen. Aber manchmal würde ich gerne auf eine einsame Insel und alles vergessen, aufhören und mit meiner Familie und Wahlfamilie Obst und Gemüse anbauen (lacht).
SMA: Ich freue mich über ganz, ganz viel dieses Jahr. Wir haben echt ein gutes Jahr gehabt, aber am dankbarsten bin ich tatsächlich immer für alles, was mit Empowerment zu tun hat. Ich freue mich immer total über Leute, die so zehn, zwanzig Jahre jünger sind als ich – zu sehen, wie sie sich auf einen ähnlichen Weg machen, aber mit einem ganz anderen Selbstverständnis. Dass ganz viele Sachen, die wir uns noch so hart erarbeiten mussten und auch lernen mussten, die wir uns so zusammensuchen mussten, dass das jetzt da ist. Dass sie quasi nur ins Internet müssen. Dass das so selbstverständlich ist, darüber freue ich mich für die total. Zu sehen, das ist nichts Statisches, dass sich Sachen schon auch verändern. Am meisten habe ich mich in dieses Jahr reingefreut, dass wir es geschafft haben, diese Antidiskriminierungsberatung-sstelle anzusiedeln. Das war wirklich ein Kampf gegen Windmühlen, weil es hat viel Widerstand dagegen gegeben, so eine Beratungsstelle einzurichten. Dass sich Leute beraten lassen können zu ihren Rechten und der Diskriminierung, die ihnen passiert. Insofern war das jetzt eine richtig gute Teamarbeit, dass alle so mitgeholfen haben, dass das passieren kann. Jetzt ist es da. Es war eine von den Sachen, über die ich mich beruflich am meisten gefreut habe in den letzten sechs bis acht Monaten.
[...]
DE: Habt ihr noch irgendetwas, das ihr zum Abschluss teilen möchtet?
SMA: Ne, außer danke, dass ich im Beirat sein durfte.
DE: Oh, danke, dass du im Beirat warst. Danke, dass ihr im Beirat wart. Das war wirklich ein Geschenk, eure große Expertise dabei zu haben – und eure Unterstützung.
IR: Danke auch von mir.
Vgl. Website der Bundeszentrale für politische Bildung (siehe Literatur).
Zur Reihe vgl. Website des Vereins xart splitta (siehe Literatur). Zum Verein siehe
Fußnote 35 in diesem Beitrag.
Diversity Arts Culture berät und begleitet die Berliner Senatsverwaltung für Kultur, Kultur-institutionen und Kulturschaffende zu den Themen Diversität, Antidiskriminierung und Barriere-abbau. Vgl. dazu Website von Diversity Arts Culture, dem Berliner Projektbüro für Diversitäts-entwicklung (siehe Literatur).
»Die Konferenz Vernetzt euch! am 10. und 11. Oktober 2015 richtete sich an Kulturarbeiter*innen, die sich und ihre Arbeit als machtkritisch verstehen und sich einen Kulturbetrieb wünschen, der durch Diversität und Inklusion anstatt durch Rassismus, Ableismus, Klassismus, Heteronormativität etc. geprägt ist.« Die Konferenz legte den Schwerpunkt auf das gemeinsame Nachdenken über Lösungsansätze und Visionen, was sich auch im Programm abbildete – einer Mischung aus interaktiven Workshops, kurzen Impulsvorträgen und einem Vernetzungsbrunch. Vgl. Website von Vernetzt euch! (siehe Literatur).
Unter anderen war das Performance-Kollektiv von Shut Up and Sign_Speak dabei. Dieses Projekt inszenierte die Zusammenarbeit zwischen Tauben und hörenden FrauenLesbenTrans*Inter*Queers durch Spoken Word, Hip Hop und Gebärdensprachperformance. Nach einer drei-monatigen Vorbereitung wurde die Show am 18. Juni 2015 in der Werkstatt der Kulturen in Berlin uraufgeführt. Vgl. Facebook-Seite des Projekts und Website von Mädchenmannschaft
(siehe Literatur).
»Mind the Trap (Auf deutsch: Vorsicht/Beachte die Falle) ist eine Kampagne des Bündnisses Kritischer Kulturpraktiker_innen. Mit einer Intervention zur Eröffnung der Fachtagung »MIND THE GAP!« im Deutschen Theater im Jahr 2014 hat der Zusammenschluss deutliche Kritik an der Veranstaltung geübt. Durch die Aktion sei nachdrücklich auf die Lücken und »Traps« der Tagung und deren ausschließenden Charakter hingewiesen worden. Ausschlüsse, die (eventuell) inhaltlich hätten kritisiert werden sollen, seien stattdessen reproduziert worden.« Vgl. Websites mangoes and bullets und Mind the Trap mit einer Beschreibung zu den Hintergründen zur Intervention und einer Stellungnahme des Bündnisses (siehe Literatur).
In ihrem Text Paradigmenwechsel mit Hindernissen – Diversität in der deutschen Kulturlandschaft, eine Bestandsaufnahme schreiben Lisa Scheibner und Bahareh Sharifi vom Bündnis kritischer Kulturpraktiker*innen, dass die Intervention Mind the Trap »in einer langen Reihe von Kämpfen und Protesten [steht], die versuchen, die bestehende, kulturelle Deutungshoheit aus den Angeln zu heben und zur Disposition zu stellen« (Scheibner, Sharifi 2015). Die Autorinnen weisen u. a. auf türkische Künstler*innen hin, die bereits in den 1970er Jahren in Berlin-Kreuzberg im Bethanien ihre Ateliers hatten und damit zum heutigen Renommée des Ortes maßgeblich beigetragen haben. Aber auch darauf, dass die öffentliche Benennung von Rassismus im Theaterraum »nicht erst 2012 mit dem Protest der Gruppe Bühnenwatch [begonnen hat], sondern […] schon in der Bühnenbesetzung der jüdischen Gemeinde gegen den Antisemitismus des Fassbinder-Stückes Der Müll, die Stadt und der Tod im Jahr 1985 und zahlreichen anderen Protesten gegen rassistische Darstellungen auf deutschen Bühnen« fuße – so habe die ISD (Initiative Schwarzer Menschen in Deutschland) bereits 2003 gegen den rassistischen Sprachgebrauch der Berliner Volksbühne protestiert. »Die deutsche Kulturlandschaft erweist sich aber leider als sehr kritikresistent« (ebd.).
Diese fand 2016 als Abschlusstagung des gleichnamige Forschungsprojekts der Alice Salomon Hochschule als Kooperation mit dem Jüdischen Museum statt und thematisierte »global- und stadthistorische Ereignisse und Narrative aus der Perspektive von Schwarzen Deutschen, Jüd*innen, Sinti und Roma/Romnja* und Sintezza* und anderen People of Colour in Berlin in ihrer Verwobenheit.« Vgl. Website Jüdisches Museum. Siehe auch Forschungsbericht von Iman Attia, Olga Gerstenberger, Diane Izabiliza, Ozan Zakariya Keskinkılıç und Iris Rajanayagam (siehe Literatur).
»RomaniPhen e.V. ist ein Verein von Rom:nja und Sinti:zze. Wir arbeiten feministisch,
rassismuskritisch und empowernd! Als Selbstorganisation sind wir vornehmlich im Bildungs-bereich, in der Wissens- und Kulturproduktion tätig. Wir arbeiten im Bereich der außerschulischen, historischen und politischen Bildung, an rassismuskritischen Fortbildungen von Fachkräften und Multiplikator:innen und an der Erarbeitung und Vermittlung von Bildungsmaterialien. Wir stellen die feministische Mädchenarbeit, romani bezogene Veranstaltungen und Vernetzung von Aktivist:innen sowie die Wertschätzung und Verbreitung von romani Wissensbeständen ins Zentrum unserer Arbeit.« Vgl. Website von RomaniPhen (siehe Literatur).
Vgl. Website des Forschungsprojekts Verwobene Geschichte*n – geteilte Erinnerungen
(siehe Literatur).
»Die Ausstellung Schule zieht Grenzen – wir ziehen nicht mit! zeigt am Beispiel Berlins, wie aufgrund rassistischer Ordnungen Kinder, Jugendliche und so manche Lehrkraft an gleichberechtigter schulischer Teilhabe gehindert werden. Welche geschichtlichen und rechtlichen Zusammenhänge bestehen und wie die beteiligten Schüler*innen, ihre Eltern, betroffene Lehrer*innen und Communities damit umgehen.« Vgl. Website Verwobene Geschichte*n – geteilte Erinnerungen (siehe Literatur).
Iris Rajanayagam hat die KontextSchule gemeinsam mit Olga Gerstenberger 2019 durch die Ausstellung Schule zieht Grenzen – wir ziehen nicht mit! im Friedrichshain-Kreuzberg Museum geführt. Vgl. Website der KontextSchule (siehe Literatur). 2017 hat sie zudem das kollaborative Forschungs- und Ausstellungsprojekt Passkontrolle! Leben ohne Papiere in Geschichte und Gegenwart, aus dem die Ausstellung hervorgegangen ist, im Rahmen der KontextSchule vorgestellt.
Vgl. Website KontextSchule (siehe Literatur).
Saraya Gomis war in der Zeit, in der sie als Beirätin die KontextSchule begleitet hat Anti-diskriminierungsbeauftragte für Schulen bei der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, und hat Aïcha Diallo und mich mehrmals beraten. Ihre Expertise und langjährige Praxiserfahrung im Schulkontext und als Aktivistin war eine unschätzbare Bereicherung für unsere Arbeit und die Fortbildung als solches. Sie arbeitet inzwischen als Staatssekretärin für Vielfalt und Antidiskriminierung bei der Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung.
Schüler*innen der Ernst-Reuter-Sekundarschule und des Rosa-Luxemburg-Gymnasiums haben sich seit Juni 2013 auf Spurensuche des Besuchs von Dr. Martin Luther King jr. im September 1964 in Berlin begeben und eine »King-Tour« entwickelt. Vgl. Website King-Code – multimediales Schul- und Jugendprojekt (siehe Literatur).
»Die Black Diaspora School befasst sich mit den Themen afrikanische- und afrodiasporische Geschichte, Menschenrechte, Literatur und bietet zudem Prüfungsvorbereitung, Nachhilfe, Ferienangebote und den Austausch mit Vorbildern aus der Community. […] Die BDS entwickelt sich nach den Bedürfnissen der Jugendlichen, ihren Plänen nach der Schulzeit und ihren jeweiligen Interessen weiter. Jeden letzten Freitag im Monat sind Schwarze junge Menschen außerdem zu den Black Youth Fridayz eingeladen – zum gemeinsamen Musikhören, Austauschen, Kennenlernen und Netzwerken.« Vgl. Website von EOTO und Black Diaspora School (siehe Literatur).
»Each One Teach One (EOTO) e.V. ist ein Community-basiertes Bildungs- und Empowerment-Projekt in Berlin. Im Jahr 2012 gegründet, eröffnete der Verein im März 2014 als Kiez-Bibliothek seine Türen und ist seither ein Ort des Lernens und der Begegnung. EOTO e.V. setzt sich gemeinsam mit anderen Organisationen für die Interessen Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen in Deutschland und Europa ein.« Vgl. Website von EOTO (siehe Literatur).
»Citizens For Europe (CFE) ist eine zivilgesellschaftliche Organisation und ein gemeinnütziges Sozialunternehmen mit Sitz in Berlin. Wir engagieren uns in Europa und erwirken strukturelle politische und soziale Veränderungen auf der lokalen Ebene mit dem Ziel einer inklusiveren, demokratischeren und partizipativen Gesellschaft.« Vgl. Website von Citizens for Europe (siehe Literatur).
Vgl. Handlungsoptionen zur Diversifizierung des Kultursektors auf der Website von Diversity Arts Culture (siehe Literatur).
Vgl. LADG auf der Website des Landes Berlin (siehe Literatur).
Vgl. u. a. Bühnenwatch. »Bühnenwatch ist ein Zusammenschluss von Aktivist_innen of Colour und weißen Aktivist_innen, deren Ziel es ist, rassistische Praxen auf deutschen Bühnen zu beenden.
Zukünftig sollen sowohl rassistische Darstellungsformen wie Blackface als auch Diskriminierung von Schauspieler_innen of Colour verhindert werden. Die Gruppe gründete sich im Zuge der Auseinandersetzungen um die rassistische Blackface-Inszenierung am Schlossparktheater und die sich anschließende Debatte.« Vgl. Website mangoes & bullets (siehe Literatur).
Julia Wissert leitet seit 2020 das Schauspielhaus Dortmund und ist damit die erste Schwarze Intendantin eines deutschen Stadttheaters. Mit dem Backlash wird hier auf eine Medien- und
Politikkampagne gegen die Person Bezug genommen, auf die im Juli 2022 mit einem Brief zur Unterstützung von Julia Wissert mit annähernd 300 Unterschriften von Akteur*innen aus dem
Kultur- und Kunstbetrieb an den Kulturdezernenten der Stadt Dortmund reagiert wurde.
Am HKW übernimmt Bonaventure Soh Bejeng Ndikung, der ehemalige Leiter von SAVVY Contemporary, ab Januar 2023 die Intendanz.
Okwui Enwezor war ein nigerianischer Kurator, Autor und Hochschullehrer, leitete 2002
die Documenta11 in Kassel und war Kurator der Biennalen in Johannesburg, Venedig und Sevilla.
Philippa Ebéné leitete von 2008–2019 die Werkstatt der Kulturen in Berlin-Neukölln. Eine Stellungnahme mit deutlicher Kritik am Umgang der Senatsverwaltung für Kultur und Europa mit der Werkstatt der Kulturen (WdK) und ihrer langjährigen Geschäftsführerin findet sich u. a. auf der Website von ADEFRA. Ein Offener Brief zivilgesellschaftlicher Akteur*innen an den Kultursenator, Klaus Lederer, auf der Website des Migrationsrats Berlin Brandenburg (siehe Literatur).
S. Fußnote 21.
S. Fußnote 22.
Das aktionsbasierte Forschungsprojekt WdKA makes a Difference wurde von 2015 bis 2017 an der Willem de Kooning Academie Rotterdam durchgeführt und interessierte sich für »possibilities of decolonial approaches within the Willem de Kooning Academy […]. The project included […] initiatives and collaborations, which sought to challenge the way in which art and design is taught, perceived and produced in order to imagine a self-reflective future for the field. The driving force for this project is not so much what has to be done, but how can it be done.« Vgl. Website des Projekts (siehe Literatur).
Im Text zur Studie WdKA makes a Difference weist Adusei Poku darauf hin, dass Veränderungen von Institutionen nicht bedeuten, nur an einer Stellschraube zu drehen, sondern »normative Setzungen durch Prozesse der Dekolonisation anzugehen« (Vögele 2016). Dass das von den weißen Institutionen dann »als Bedrohung wahrgenommen [wird], da zentrale Konzepte, die tief in Aufklärung und Moderne verankert sind, hinterfragt werden« (ebd.). Adusei-Poku macht deutlich, dass es um viel grundlegendere Veränderungen geht als darum, »das Curriculum und pädagogische Praxen zu dekolonisieren« (Adusei-Poku 2017). Um Veränderungen, die »intellektuelle und emotionale Transformationsprozesse [erforderlich machen], um in Kunsthochschulen Dekolonisierung […] zu ermöglichen« (ebd.). Sie spricht in diesem Zusammenhang auch davon, sich dem »Unmöglichen« zuzuwenden, womit sie die »komplizierte und selbstmotivierte Arbeit [anspricht], die notwendig ist, um die eigene historisch erzeugte Position in der Welt zu verstehen, besonders für Menschen mit weißen Privilegien« (ebd.). Was Sandrine Micossé-Aikins und Iris Rajanayagam hier beschreiben, verstehe ich als das, was Adusei-Poku als Widerstand von weißen Akteur*innen gegen Dekolonialisierung als »unbequeme Arbeit, die permanent die eigene Komfortzone in Frage stellt und destabilisiert« beschreibt.
Sandrine Micossé-Aikins war Teil der Jury für die KontextSchule 2014–2016.
Vgl. Website der KontextSchule (Critical Friend) (siehe Literatur).
Iris Rajanayagam war Teil der Jury für die KontextSchule 2016–2018.
Vgl. Website KontextSchule (Passkontrolle! Leben ohne Papiere in Geschichte und Gegenwart) (siehe Literatur).
Vgl. dazu Glossar auf der Website Platz für Diversität!? (siehe Literatur).
»Seit 2006 hat sich in Berlin unter dem Begriff der Kulturellen Bildung ein Praxisfeld eröffnet, das sich rasant entwickelt. Initiiert vom Rat für die Künste fand im Ballhaus Naunynstraße eine Werkstattkonferenz mit dem Titel »Offensive Kulturelle Bildung in Berlin« statt. Der Auftrag zur Kulturellen Bildung ist zudem vom Berliner Senat im März 2007 sowohl für die öffentlichen Berliner Kultureinrichtungen als auch für die Berliner Schulen im Rahmenkonzept zur Kulturellen Bildung festgelegt worden. Der Projektfonds für Kulturelle Bildung bietet seit 2008 finanzielle Mittel zur Realisierung von künstlerischen Projekten, die in Kooperation eines Bildungs- und eines Kunst- bzw. Kulturträgers verwirklicht werden. Kunstinstitutionen und Schulen erproben in Form von Partnerschaften im Rahmen des Programms »Künste und Schulen« die Zusammenarbeit. Der Förderverein Kunst im Kontext e.V. hat es sich in diesem Zusammenhang zur Aufgabe gemacht, Künstler*innen und Lehrer*innen, die künstlerische Projekte an Schulen in Zusammenarbeit durchführen wollen oder bereits dabei sind, eine Fortbildung zur Begleitung dieser Arbeit anzubieten: im Jahr 2009 wurde hierfür die KontextSchule entwickelt. Bis 2013 wurden insgesamt vier einjährige berufsbegleitende Fortbildungsreihen für Künstler*innen und Lehrer*innen durchgeführt. Konzipiert, geleitet, moderiert und organisiert wurde die KontextSchule zunächst von Claudia Hummel, Ursula Rogg, Constanze Eckert und Sabe Wunsch. Im Laufe der Zeit kamen Sascha Willenbacher, Susanne Stövhase, Kristina Stang, Gudrun Herrbold und Naomi Hennig zum Team KontextSchule hinzu. Finanziert wurde die KontextSchule I – IV aus Kompensationsmitteln, die das BMBF dem Land Berlin für Vorhaben zur Qualitätsentwicklung der Schule zur Verfügung gestellt hat. Im Jahr 2013 schloss die erste Phase der KontextSchule mit der Tagung »Fragen ans Curriculum. Künstlerische Wissensproduktion im Kontext Schule« an der Akademie der Künste […] ab. Im Jahr 2014 wurde die KontextSchule – nun als zweijährige Fortbildungsreihe – von Danja Erni rekonzipiert. Finanziert wird die KontextSchule von diesem Jahr an aus dem Haushalt der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft [inzwischen Familie, Anm. D.E.].« Vgl. Website KontextSchule
(siehe Literatur).
»xart splitta wurde 2012 gegründet und ist ein gemeinnützig anerkannter Verein, der in den Bereichen Intersektionalität, Diskriminierungskritik, (postkoloniale) Erinnerung, Dekolonialität & Empowerment und (historisch-) politische Bildung arbeitet.« Vgl. dazu Website des Vereins (siehe Literatur).
Vgl. dazu Sandjon und Babatola / Erzuah / Sow in diesem Band, Seite 282f. bzw. 284ff.
Die Stelle für Antidiskriminierungsberatung richtet sich an »freie und angestellte Kunst- und Kulturschaffende aus allen Sparten, die in Berlin leben und/oder tätig sind und Diskriminierung erfahren oder erfahren haben« (Diversity Arts Culture 2022). Sie umfasst zwei unbefristete Stellen. Nebst Beratung und Unterstützung dient die Stelle auch dem Aufbau einer Expertise für spezifische Formen von Diskriminierung im Kulturbereich. Dazu werden anonymisiert Daten erhoben, die zu einem späteren Zeitpunkt in einem Bericht veröffentlich werden sollen. Vgl. dazu Website von Diversity Arts Culture (siehe Literatur).
Adusei Poku, Nana (2018): Alle müssen alles lernen oder: emotionale Arbeit.
URL: https://sfkp.ch/artikel/n14_alle-muessen-alles-lernen-oder-emotionale-arbeit [16.11.2022].
Aikins, Joshua Kwesi/Gyamerah, Daniel (2016): Handlungsoptionen zur Diversifizierung des Berliner Kultursektors. URL: https://vielfaltentscheidet.de/wp-content/uploads/2017/04/Final-f%C3%BCr-Webseite_klein.pdf [16.11.2022].
Attia, Iman/Gerstenberger, Olga/Izabiliza, Diane/Keskinkılıç, Ozan Zakariya/Rajanayagam, Iris (2021): Verwobene Geschichten – geteilte Erinnerungen. URL: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/geschichte-und-erinnerung-2021/341139/verwobene-geschichten-geteilte-erinnerungen/ [16.11.2022].
Scheibner, Lisa/Sharifi, Bahareh (2015): Paradigmenwechsel mit Hindernissen –
Diversität in der deutschen Kulturlandschaft, eine Bestandsaufnahme. URL: https://mindthetrapberlin.wordpress.com/ [16.11.2022].
Website von ADEFRA. Stellungnahme zum Umgang mit Philippa Ebéné. URL: http://www.adefra.com/index.php/blog/84-stellungnahme-zum-umgang-mit-philippa-ebene-geschaeftsfuehrerin-der-werkstatt-der-kulturen-wissmannstrasse-32-12049-berlin-und-der-zukunft-der-wdk [16.11.2022].
Website der Ausstellung Schule zieht Grenzen – wir ziehen nicht mit! URL: https://www.verwobenegeschichten.de/themen/ausstellung-schule-zieht-grenzen-wir-ziehen-nicht-mit/ [16.11.2022].
Website der KontextSchule. Input mit Iris Rajanayagam zu Schule zieht Grenzen – wir ziehen nicht mit! URL: http://kontextschule.org/ks_treffen/KS7/lektuere1.html [16.11.2022].
Website des Berliner Projektbüro für Diversitätsentwicklung – Diversity Arts Culture. URL: https://diversity-arts-culture.berlin/ [20.10.2022].
Antidiskriminierungsberatung. URL: https://diversity-arts-culture.berlin/beratung/antidiskriminierungsberatung
Website der Black Diaspora School. URL: https://eoto-archiv.de/junge-menschen/ [16.11.2022].
Website des Blogs Mädchenmannschaft (Shut Up and Sign Speak). URL: https://maedchenmannschaft.net/shut-up-and-sign_speak/ [16.11.2022].
Website der Bundeszentrale für politische Bildung. URL: https://www.bpb.de/[20.10.2022].
Da es zum Themenfeld Diversität, Intersektionalität und Dekolonialität zum Zeitpunkt des Interviews noch keine Website gibt, hier einige Praxisbeispiele, die Iris Rajanayagam zur Verfügung gestellt hat: Audiomitschnitte der Tagung Politische Bildung Intersektional. URL: https://www.youtube.com/playlist?list=PLGwdaKBblDzDJDyQWlC4zpuGwiqJekk-N [16.11.2022].
Broschüre Politische Bildung Intersektional. URL: https://www.bpb.de/shop/buecher/einzelpublikationen/512676/politische-bildung-intersektional/ [16.11.2022].
Symposium Transformative Archive. URL: https://www.youtube.com/playlist?list=PLGwdaKBblDzDJDyQWlC4zpuGwiqJekk-N [16.11.2022].
Website der Intervention Mind the Trap. Über Mind the Trap. URL: https://mindthetrapberlin.wordpress.com/intervention-im-dt/ [16.11.2022].
Stellungnahme des Bündnisses »Kritische Kulturarbeiter_innen« im Rahmen der Intervention im Deutschen Theater am 09.01.2014. URL: https://mindthetrapberlin.wordpress.com/intervention-im-dt/ [16.11.2022].
Website des Vereins glokal e.V. mit der Materialsammlung mangoes and bullets; darin Mind the Trap. URL: https://www.mangoes-and-bullets.org/mind-the-trap/ [16.11.2022]. und Bühnenwatch: https://www.mangoes-and-bullets.org/buehnenwatch/ [16.11.2022].
Website des Jüdisches Museums (Tagung Erinnerungsorte. Vergessene und verwobene Geschichten). URL: https://www.jmberlin.de/erinnerungsorte [16.11.2022].
Website des multimedialen Schul- und Jugendprojekts King-Code. URL: https://www.king-code.de/home.htm [16.11.2022].
Website der KonferenzVernetzt euch!. URL: http://www.vernetzt-euch.org/doku/strategien/ [16.11.2022].
Website der KontextSchule. Input mit Iris Rajanayagam zu Passkontrolle! Leben ohne Papiere in Geschichte und Gegenwart. URL: http://www.kontextschule.org/ks_treffen/KS6/etwastun5.html [16.11.2022].
Website der KontextSchule. Zwischenbesprechung mit critical friends. URL: http://www.kontextschule.org/ks_treffen/KS7/werkstatt2.html [16.11.2022].
Website KontextSchule. Zur Geschichte der KontextSchule. URL: http://www.kontextschule.org/unterkategorien/ksi-iv.html [16.11.2022].
Website des Landes Berlin. Landesantidiskriminierungsgesetz – LADG. URL: https://www.berlin.de/sen/lads/recht/ladg/ [16.11.2022].
Website des Migrationsrats Berlin. Offener Brief zivilgesellschaftlicher Akteur*innen zur Ausschreibung der Werkstatt der Kulturen. URL: http://www.migrationsrat.de/offener-brief-zivilgesellschaftlicher-akteure-zur-ausschreibung-der-werkstatt-der-kulturen/ [16.11.2022].
Website der Organisation Citizens for Europe. URL: https://www.citizensforeurope.eu/ [16.11.2022].
Website des Performance-Projekts Shut Up and Sign Speak. URL: https://www.facebook.com/shutupandsignspeak/ [16.11.2022].
Website Platz für Diversität?! Festival für diskriminierungskritische Allianzen zwischen Kunst und Bildung (Glossar). URL: http://www.platzfuerdiversitaet.org/1/glossar.html [17.11.2022].
Website des Vereins Each One Teach One – EOTO. URL: https://eoto-archiv.de/junge-menschen/ [16.11.2022].
Website des Vereins RomaniPhen e.V. URL: https://www.romnja-power.de/ [16.11.2022].
Website des Vereins xart splitta. URL: https://www.xartsplitta.net/reihe-dekolonisierung-in-kunst-und-visueller-kultur/ [20.10.2022].
Website WdKA makes a Difference. URL: https://www.wdka.nl/research/wdka-makes-difference [16.11.2022].