Vivian Chan, Rowan de Freitas, Simon Noa Harder
Im Schneckentempo verweben Vivian Chan, Rowan de Freitas und Simon Noa Harder Fragmente ihrer Arbeiten – Mushroom (De)Colonization, A Calendar for Aching Bodies und Folge einfach dem Schleim. Das langersehnte, längst überfällige Erwachen – in einem Videoessay ineinander. Es geht um das kollektive Engagement für langsame, bewusste Prozesse und den verkörperten Widerstand gegen die Forderung nach Produktion um der Produktion willen.
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Über die Grenzen des Bildschirms hinaus entfaltet sich ihr gemeinsamer Erzählraum, der zur Selbstbeobachtung anregt. Die Betrachtenden sind eingeladen, Überschneidungen zwischen Crip Time, A Calendar for Aching Bodies, Mushroom (De)colonization, Super Snail und die (Wieder)Aneignung von queer-crip bodyminds wahrzunehmen. Die verschiedenen Perspektiven verflechten sich als Fäden von Geschichten und miteinander verbundenen Stimmen. So wird ein lebendiger Teppich gewoben, der in die Zwischenräume von vergessenen Geschichten und schmerzenden und heilenden bodyminds eintaucht.
Mushroom (De)Colonization: Decolonizing the Mind through Mycology untersucht die Schnittstelle von Mykologie und Dekolonisierung, indem Pilze als Metaphern verwendet werden, um Raum für einen dekolonialen Diskurs zu schaffen. Indem verschiedene Pilzarten durch die Linse der Intersektionalität, der Queer-Ökologie und der postkolonialen Theorie betrachtet werden, werden gesellschaftliche Strukturen und Beziehungen untersucht, die in der postkolonialen Theorie und Praxis immer noch miteinander verwoben sind.
Mushroom (De)Colonization ist ein laufendes Rechercheprojekt, das eine Reihe von Workshops mit geführten Pilzwanderungen umfasst. Durch die Anwendung von Storytelling als Werkzeug werden die Workshop-Teilnehmenden ermutigt gemeinsam einen Raum für kollektives (Ver)Lernen und die Dekolonisierung des Denkens zu schaffen.
A Calendar for Aching Bodies ist eine Sammlung von Textfragmenten in Form eines Kalenders, die sich mit Ableismus und Produktivitätskultur in kollaborativen künstlerischen Praktiken auseinandersetzen. Die Texte bestehen aus Essays, spekulativen Erzählungen und experimentellem kreativen Schreiben, darunter Gedanken, Briefe und Tagebucheinträge.
Dadurch werden Verbindungen zwischen Crip Time, queer-feministischer spekulativer Fiktion, Disability Justice und Beispielen von queer, crip- und krank-zentrierten kollektiven Praktiken verknüpft.
Just Follow the Slime ist ein Langzeit-Forschungsprojekt im Schneckentempo von Simon Noa Harder. Der Fokus liegt auf der selbstbestimmten (Wieder)Aneignung neuroqueerer bodyminds und ihrer Verkörperung von Pleasure. Es ist eine Suche nach trans*formativen, trauma-sensiblen Möglichkeitsräumen mit kritischem Optimismus, utopischer Vorstellungskraft – und, wenn nötig – Magie: Ankerpunkt ist Super-Snail als ultralangsames, gendermultiples, wandelbares Komposit-Wesen, ekelbesetzte Delikatesse, klebriges Urwesen und nackte, ureselalte, unendlich weiche, schleimige Überlebenskünstler*in mit Superkräften und trans*formativem Potenzial. Förderung: Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.